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Bachelorstudiengang Ergotherapie: EBP

Evidenzbasierte Praxis (EBP)

Auf dieser Seite finden Sie Informationen über evidenzbasierte Praxis in der Ergotherapie und im Gesundheitswesen im Allgemeinen.

Evidenzbasierte Praxis (EBP) ist die Idee, dass berufliche Praktiken auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen sollten. Obwohl der Vorschlag offensichtlich wünschenswert erscheint, ist er umstritten. Einige argumentieren, dass die Ergebnisse nicht so gut auf den Einzelnen zugeschnitten sind wie bei traditionellen Praktiken.

Evidence-based practice | EBP

Die evidenzbasierte Praxis (EBP) gilt als wichtiger Standard in der heutigen Gesundheitsversorgung. Sie trägt dazu bei, zu einer besseren klinischen Entscheidungsfindung zu gelangen. Aber was genau ist es und wie setzt man es um?

► Bei der EBP geht es darum, Entscheidungen auf der Grundlage von:

  1. Dem derzeit besten wissenschaftlichen Nachweis
  2. Den Vorlieben, Wünschen und Erwartungen des Patient:innen
  3. Der klinischen Expertise des Ergotherapeut:innen

Dieser Entscheidungsprozess findet immer in einem bestimmten Kontext statt.

► Die Methodik umfasst fünf Schritte (siehe Abbildung 1.2 in Stegeman & Koningsveld-Kortekaas, 2017, p. 6):

  1. Die klinische Problemstellung in eine beantwortbare Frage übersetzen
  2. Effizientes Suchen nach der besten Evidenz
  3. Kritisches Bewertung der gefundenen Evidenz hinsichtlich methodischer Qualität und Anwendbarkeit
  4. Zusammen mit dem Patienten auf Grundlage der verfügbaren Evidenz eine Entscheidung treffen und diese implementieren
  5. Die Qualität dieses Prozesses regelmäßig evaluieren

Diese Methodik wird über die oben genannten Registerkarten erläutert.

Verweis: Dobber et al., 2021, p. 24Hoegen et al., 2020, p. 21; Stegeman & Koningsveld-Kortekaas, 2017, pp. 5-7

EBP entsteht also auf der Grundlage mehrerer Teilaspekte. Es ist wichtig, diese Begriffe klar zu definieren:

► Evidenz

Oft wird dies als wissenschaftlicher Nachweis übersetzt, der idealerweise aus randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) stammt. Für paramedizinische Berufe gilt jedoch, dass die Wirksamkeit einer Behandlung oft auch in der Berufspraxis nachgewiesen wird (Browne & Keely, 2004, in Hoegen et al., 2020).

Verwenden Sie die Evidenzpyramide (zum Beispeil in Hoegen et al., 2020, p. 29), um zu bestimmen, was derzeit der beste wissenschaftliche Nachweis ist.

► Wissen

Von Van Dale definiert als "die Gesamtheit dessen, was jemand weiß". Wissen kann aus verschiedenen Quellen stammen:

  • Propositionales Wissen basiert auf den Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung.
  • Professionelles Wissen entsteht während einer beruflichen Ausbildung und durch in der Praxis erworbene Erfahrung.
  • Persönliches Wissen resultiert aus den eigenen Lebenserfahrungen einer Person.

Sowohl die Ergotherapeut:innen als auch die Patient:innen verfügen über spezifisches Wissen aus diesen Quellen. Dies führt zu bestimmten Wünschen und Erwartungen hinsichtlich der Behandlung. Die Ergotherapeut:innen sollte den Patient:innen sorgfältig befragen, um herauszufinden, woraus diese Wünsche bestehen.

► Kontext

Damit ist die Umgebung des Entscheidungsprozesses gemeint. In welchem Umfeld findet dieser statt? Was ist ihm vorausgegangen? Versuchen Sie, hierzu Erklärungen zu geben und darauf einzugehen.

Verweis: Hoegen et al., 2020

Die EBP-Methodik besteht aus fünf Schritten:

1. Das klinische Problem in eine beantwortbare Frage übersetzen

► Eine beantwortbare Frage kann nicht mit 'ja' oder 'nein' beantwortet werden. Stellen Sie daher sicher, dass Sie die Forschungsfrage offen formulieren.
► Die meisten klinischen Fragen enthalten die Elemente Population, Determinanten und Outcome.

  • Die Population besteht aus Menschen mit denselben relevanten Merkmalen wie der Patient. Zum Beispiel: ältere Patienten mit Lungenentzündung im Krankenhaus.
  • Determinanten sind Faktoren, die das Auftreten oder den Verlauf einer Krankheit verursachen, fördern oder beeinflussen. Zum Beispiel: Rauchen oder eine bestimmte Intervention.
  • Outcome ist das, woran der Ergotherapeut:in interessiert ist. Dies ist eine Variable, zum Beispiel: Schmerz, Gewicht, Schwere der Beschwerden ...

2. Effizient nach dem besten Beweismaterial suchen

► 'Das beste Beweismaterial ist Beweismaterial, bei dem (1) das klinische Problem ausreichend mit der klinischen Frage übereinstimmt, (2) die Patientenpopulation ausreichend mit der eigenen Patientengruppe übereinstimmt, und (3) das Evidenzniveau möglichst hoch ist' (Dobber et al., 2021, p. 128).
► Durchsuchen Sie verschiedene Datenbanken wie PubMed, CINAHL, Cochrane Library und Embase. Verwenden Sie idealerweise die Bausteine-Methode (PICO). Klicken Sie auf die Links, um für jede Datenbank den entsprechenden LibGuide zu öffnen.

3. Kritische Bewertung der gefundenen Evidenz hinsichtlich methodologischer Qualität und Anwendbarkeit

Die Bewertung der Qualität und Anwendbarkeit von Evidenz erfolgt mithilfe von Checklisten. (Verweis: Dobber et al., 2021, p. 295 und weiter)
► Bewertung der Artikelqualität mit Hilfe von Reflexionsfragen. (Verweis: Bakker & Van Buuren, 2023, p. 242)

Über den oben genannten Link finden Sie:
(1) Checkliste zur Bewertung von diagnostischer Genauigkeitsforschung, (2) Checkliste zur Bewertung von Kohortenstudien zu ätiologischen Faktoren, (3) Vollständige Checkliste für eine Fall-Kontroll-Studie, (4) Checkliste zur Bewertung prognostischer Forschung, (5) Checkliste zur Bewertung von randomisierten kontrollierten Studien (RCTs), (6) Checkliste zur Verallgemeinerbarkeit, Brauchbarkeit und Eignung der experimentellen Intervention, (7) Checkliste zur Bewertung systematischer Übersichtsarbeiten von RCTs, (8) Checkliste zur Bewertung qualitativer Forschung, (9) Checkliste für häufig verwendete Effektmaße.

4. Gemeinsam mit dem Patienten aufgrund von Evidenz entscheiden und deren Umsetzung

► Dieser Schritt des EBP-Prozesses wird auch als Shared Decision-Making (SDM) bezeichnet.
► SDM führt nicht nur zu einer höheren Patientenzufriedenheit, sondern auch zu einer höheren Therapietreue (Verheij, 2015, in Stegeman & Koningsveld-Kortekaas, 2017, p. 33 und weiter).
► Im Mittelpunkt des SDM steht der gegenseitige Austausch von Informationen. Die Ergotherapeut:innen informiert den Patient:innen über Vor- und Nachteile der verschiedenen Behandlungsoptionen. (Für weitere Informationen zu den verschiedenen zu führenden Gesprächen in diesem Prozess siehe Hoegen et al., 2020, p. 69 und weiter.)
► Neben einem Mangel an Wissen können jedoch viele andere Faktoren den erfolgreichen Einsatz von SDM behindern. Viele Patient:innen empfinden es beispielsweise als angemessen, dem Behandler:in Gehorsam zu leisten. Bewusstseinsbildung kann unter anderem durch Coaching und Kampagnen erreicht werden (Joseph-Williams et al., 2016, in Elwyn et al., 2016, S. 43 und weiter).
► Es gibt mehrere Entscheidungshilfen verfügbar. Diese machen die abzuwägenden Alternativen verständlich.

5. Regelmäßige Evaluierung der Prozessqualität

Beim Einsatz von EBP ist es wichtig, kontinuierlich über den Prozess zu reflektieren: Inwieweit ist diese Anwendung sinnvoll und wertvoll?

► "Für den Klient:innen ist es wichtig, ob die Behandlung oder Pflege effektiv ist, weniger Nebenwirkungen hat als alternative Behandlungen, seinen Wünschen und Erwartungen entspricht und die allgemeine Qualität der bereitgestellten Pflege verbessert." (Hoegen et al., 2020, p. 67)
► "Für dich als Pflegekraft ist es wichtig, ob das Ergebnis mit der Evidenz übereinstimmt, zur effizienten und effektiven Versorgung beiträgt, Entscheidungen in deinem Handeln begründet, zu deiner eigenen beruflichen Entwicklung beiträgt oder deine Arbeitsfreude steigert." (ebenda)

  • Bakker, E., & Van Buuren, H. (2023). Onderzoek in de gezondheidszorg (4. Auflage). Noordhoff. (auch digital für Zuyd)
  • Dobber, J., Harmsen, J., & Van Iersel, M. (2021). Klinisch redeneren en evidence-based practice: Weloverwogen besluitvorming door verpleegkundigen (2. überarbeitete Auflage). Bohn Stafleu van Loghum. (auch digital für Zuyd)
  • Elwyn, G., Edwards, A., & Thompson, R. (Hrsg.). (2016). Shared Decision Making in Health Care: Achieving evidence-based patient choice (3rd edition). Oxford University Press. (auch digital für Zuyd)
  • Hoegen, P., Verhoef, J., Munten, G., & Kuiper, C. (Hrsg.). (2020). Evidence-based practice voor verpleegkundigen: Gezamenlijke, geïnformeerde besluitvorming (5. Auflage). Boom. (auch digital für Zuyd)
  • Stegeman, I., & Koningsveld-Kortekaas, M. (2017). EBP praktisch. Bohn Stafleu van Loghum. (auch digital für Zuyd)

Evidenzbasierte Praxis Bücher im Kollection

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Critical Appraisal of a Topic | CAT

Evidence-based practice (EBP) ist ein wichtiger Bestandteil Ihrer Ausbildung zur Ergotherapeut:innen. Dabei wird von den besten verfügbaren (wissenschaftlichen) Nachweisen, der fachlichen Expertise von Ihnen und Ihren Kolleg:innen sowie den Wünschen und Vorlieben des Pflegebedürftigen ausgegangen.

Manchmal lässt sich in Richtlinien oder Protokollen jedoch keine Antwort finden, um Fragen aus der Praxis zu beantworten. Eine Critical Appraisal of a Topic (CAT) kann in solchen Fällen eine Möglichkeit sein, eine Antwort auf Ihre Frage zu finden. Dabei handelt es sich um eine knappe Form der Literaturrecherche, die einem standardisierten Ablauf folgt. Dies kann die Kommunikation bei der Übergabe fördern (Brunsveld-Reinders, 2023).

► In diesem Buch finden Sie alles, was Sie über CATs wissen müssen.
► Nutzen Sie das E-Book 'Wie erstelle ich eine CAT?' (oder leihen Sie das Buch aus).

In der Praxis können Sie auf klinische Unsicherheiten stoßen. Oft bieten Richtlinien oder Protokolle eine Antwort auf das gewünschte Vorgehen. Diese sind jedoch nicht immer auf Ihre Praxis anwendbar oder veraltet. Erscheinen die vorgeschriebenen Interventionen nicht effektiv? Dann kann dies Anlass sein, eine Critical Appraisal of a Topic (CAT) durchzuführen.

Bestimmen Sie, ob Ihr Anliegen für eine CAT geeignet ist

Die Durchführung einer CAT macht Sinn, wenn das Problem von Kolleg:innen unterstützt wird und es wahrscheinlich ist, dass es in der wissenschaftlichen Literatur beschrieben wird. Außerdem sollte es sich um ein Thema handeln, das im Einflussbereich des Ergotherapeut:innen liegt.

→ Ist dies nicht der Fall? Dann bietet eine CAT keine Lösung

► Formuliere eine präzise umrissene Forschungsfrage

Durch die klare Abgrenzung deines Themas wird deutlich, wonach genau du suchst. Dies hilft dabei, eine klare Antwort auf deine Frage zu erhalten.

Strukturiere deine Forschungsfrage beispielsweise anhand einer dieser Methoden:

  1. PICO (Patient, problem, population - Intervention - Comparison, co-intervention - Outcome)
  2. DDO (Domain Determinant - Outcome)

► Formuliere deine Zielsetzung(en)

Mit diesem Schritt wird klar, welche Bedeutung deine CAT für die Praxis haben kann. Stelle sicher, dass die Zielsetzungen zur Forschungsfrage passen.

→ Oft werden die Zielsetzungen nach der SMART-Formel erstellt.

Siehe: Donarchie et al., 2022, pp. 9-19

Suche nach der besten Evidenz, um deine Forschungsfrage zu beantworten. Dies funktioniert am besten bei einem systematischen Ansatz, zum Beispiel durch Anwendung der PICO- oder DDO-Methode.

Finde so viele relevante Suchbegriffe wie möglich

Für jedes Element deiner PICO- oder DDO-Frage suchst du nach Suchbegriffen. Es ist hilfreich, diese in einem Logbuch festzuhalten (verwende das unten stehende Muster). Die Maßnahmen, die du ergreifst, um relevante Suchbegriffe zu finden, werden als Scopesearch bezeichnet. Suche insbesondere nach englischsprachigen Suchbegriffen.

  1. Verwende ein Übersetzungsprogramm oder ein Online-Wörterbuch (wie dictionary.com).
  2. Nutze eine Online-Thesaurus, um Synonyme zu finden (wie thesaurus.com).
  3. Überprüfe, ob deine Suchbegriffe ausreichend wissenschaftlich (fachsprachlich) sind: Welche Ergebnisse erhältst du, wenn du danach suchst (zum Beispiel in PubMed)?

► Suche in verschiedenen Datenbanken

Keine einzige Datenbank enthält alle relevanten Informationen. Verwende daher immer verschiedene Datenbanken. Für das Fachgebiet Ergotherapie werden am häufigsten PubMedCINAHLCochrane Library und Embase genutzt. Sieh dir die entsprechenden LibGuides für Tipps an.

→ Verwende standardisierte Suchbegriffe (wie MeSH-Terme in PubMed). Diese sind eine Art 'Dachbegriffe', unter denen mehrere Suchbegriffe fallen. Damit ergänzt du die bereits formulierten Suchbegriffe.
→ Formuliere deine Suchzeichenkette unter Verwendung boolescher Operatoren (siehe unten: OR, AND, NOT).

► Anpassung der Suchzeichenkette

Literaturrecherche ist ein fortlaufender Prozess, bei dem du ständig evaluieren solltest, was du tust und welche Ergebnisse dies bringt. Es kann vorkommen, dass deine Suchzeichenkette zu wenigen oder zu vielen Ergebnissen führt. Passe in beiden Fällen deine Suchzeichenkette an.

→ Hast du zu viele Ergebnisse? Überlege, welche spezifischeren Suchbegriffe du verwenden kannst. Es kann auch helfen, gezielt in den Feldern Titel-Abstract zu suchen (siehe LibGuides zu unseren biomedizinischen Datenbanken).
→ Hast du zu wenige Ergebnisse? Verwende dann breitere Suchbegriffe.

Siehe: Donarchie et al., 2022, pp. 21-40

Deine Suchzeichenkette wird sowohl relevante als auch irrelevante Ergebnisse liefern. Es ist wichtig, auszuwählen, welche Artikel du tatsächlich verwenden wirst: Dies sind die Artikel, die deiner Meinung nach gemeinsam den besten Evidenznachweis darstellen. 'Das beste Beweismaterial ist Beweismaterial, bei dem (1) das klinische Problem ausreichend mit der klinischen Frage übereinstimmt, (2) die Patientenpopulation ausreichend mit deinem eigenen Patient:innen übereinstimmt, und (3) das Evidenzniveau so hoch wie möglich ist' (Dobber et al., 2021, p. 128).

► Screening

Obwohl du nach so passenden Suchbegriffen gesucht hast, wirst du auf Artikel stoßen, die für dich nicht relevant sind. Entferne diesen Störfaktor aus deinen Ergebnissen. 

→ Überprüfe alle Suchergebnisse sorgfältig. Lies die Titel und gegebenenfalls Zusammenfassungen durch und entscheide, ob der Artikel tatsächlich deine Forschungsfrage beantwortet.
→ Führe ein Logbuch, um deine getroffenen Entscheidungen und deren Gründe nachvollziehbar zu machen. Hierbei werden alle Schritte von der Formulierung deiner Suchzeichenkette bis zur Festlegung der Ergebnisse, die du zur Beantwortung deiner Forschungsfrage verwenden wirst, erfasst.

► Filtern

Die verbleibenden Artikel entsprechen deiner Forschungsfrage. Bestimme nun, welche Anforderungen diese Artikel erfüllen müssen: dies sind deine Einschluss- und Ausschlusskriterien. Stelle sicher, dass du Artikel auswählst, die zu deiner täglichen Praxis passen.

→ Häufig verwendete Einschluss- und Ausschlusskriterien sind zum Beispiel bestimmte Krankheiten, Altersgruppen oder eine spezifische Umgebung.

► Auswahl

Die verbleibenden Artikel entsprechen deiner Forschungsfrage und erfüllen deine Einschluss- und Ausschlusskriterien. Die endgültige Auswahl erfolgt aufgrund der Beweiskraft, des Veröffentlichungsdatums und der Relevanz​​​​​​​.

→ Unterschiedliche Forschungstypen werden hierarchisch nach ihrer Beweiskraft eingestuft. Dies wird in der 'Pyramide der Beweiskraft' schematisch dargestellt.

Siehe: Donarchie et al., 2022, pp. 41-50

Du hast bereits eine Auswahl relevanter Artikel mit hoher Evidenz aus deinen Suchergebnissen getroffen. Dennoch ist es wichtig, die methodologische Qualität dieser Quellen zu bewerten. Damit ist gemeint, inwieweit die vorgeschriebene Durchführung eines bestimmten Forschungstyps befolgt wurde.

Beim Bewerten der Artikel solltest du auf folgende Parameter achten:

► Zuverlässigkeit

Wurde die Studie von einer Person oder von mehreren durchgeführt? Stimmen ihre Ergebnisse überein? Sind die Ergebnisse der Studie präzise beschrieben und gut begründet? Oder könnte es sich um Zufall handeln? Anhand solcher Fragen kannst du beurteilen, inwieweit ein Artikel zuverlässig ist. Dies wird oft mit einem Wert zwischen 0 und 1 ausgedrückt (wobei > 0,7 als akzeptabel und > 0,8 als zuverlässig angesehen wird).

Gültigkeit

Inwieweit sind die Ergebnisse einer Studie verallgemeinerbar? Stimmt die Population mit der deiner Stichprobe überein? Und erweckt das Studiendesign den Eindruck, dass etwas das Ergebnis beeinflussen könnte? Du kannst auch kritisch die verwendeten Messinstrumente oder Geräte betrachten.

Bias 

Hierbei handelt es sich um 'unbewusste oder bewusste Beeinflussung der Ergebnisse' (Donachie et al., 2022, 80). Dies kann eine wichtige Ursache für eine verminderte Validität sein.

Beispiele (Stegeman & Koningsveld-Kortekaas, 2017):

  • Selectiebias: Eine Stichprobe wurde nicht zufällig ausgewählt, sondern Teilnehmer:innen wurden ausgewählt.
  • Performance bias: Es werden zwei Gruppen von Patient:innen verglichen, aber eine wird (un)bewusst intensiver behandelt.
  • Recall bias: Ein Patient:in muss Erlebnisse aus der Vergangenheit aus seinem Gedächtnis abrufen. Dies führt fast immer zu einer verzerrten Darstellung.
  • Detectiebias: Dies kann entstehen, weil Ergebnisse auf nicht standardisierte Weise gemessen werden. Die Vorgehensweise ist also nicht bei jedem Patient:innen gleich.
  • Publicatiebias: Es wird selektiv über die Ergebnisse berichtet. Es ist oft aufgrund verschiedener Interessen schwieriger, negative Ergebnisse zu veröffentlichen.

Anwendbarkeit

Bestimme, inwieweit die Ergebnisse in der Praxis und idealerweise in deiner Praxis angewendet werden können. Die Autor:innen eines Artikels können dies selbst beeinflussen, indem sie einen Abschnitt darüber widmen, wie die Ergebnisse ihrer Forschung angewendet werden können​​​​​​​.

Achte auch darauf, ob an der Struktur des Artikels etwas auffällt. Üblich ist die IMRaD-Struktur: Einleitung, Methoden, Ergebnisse und Diskussion.

Siehe: Donachie et al., 2022, pp. 65-89

In der Schlussfolgerung beantwortest du die Forschungsfrage der CAT kurz und prägnant. Dabei sind die Evidenzkraft und Qualität entscheidend, da es um Ergebnisse geht, die Einfluss auf deine Praxis haben. Berücksichtige die verschiedenen Säulen der evidenzbasierten Praxis (EBP). Es könnte sich herausstellen, dass deine Vorgehensweise geändert werden muss. Betrachte mögliche Hindernisse und formuliere Empfehlungen für die Praxis.

► Conclusie

Wiederhole deine Forschungsfrage und beantworte sie auf der Grundlage der Ergebnisse der von dir einbezogenen Studien. Verwende dabei ausschließlich Studien, die du eingeschlossen hast. Sei analytisch, kritisch, neutral und prägnant, aber dabei vollständig.

► Anwendbarkeit und Durchführbarkeit

Untersuche, inwieweit eine Veränderung anwendbar und durchführbar ist. Ist es eine sichere Option, patientenfreundlich und sind die Kosten angemessen? Binde die Betroffenen aktiv mit ein​​​​​​​.

► Empfehlungen

Wäge die Ergebnisse deiner CAT ab. Denke jedoch auch an die anderen Säulen der evidenzbasierten Praxis (EBP) und an Faktoren, die die Anwendbarkeit und Durchführbarkeit beeinflussen. Die wichtigste Frage ist, ob die Veränderung tatsächlich umsetzbar ist. Formuliere deine Empfehlungen prägnant; fast wie eine Checkliste. Die Empfehlungen sollten logisch aus deinen Forschungsergebnissen abgeleitet sein​​​​​​​ (Brunsveld-Reinders, 2023).

Siehe: Donachie et al., 2022, 91-98

70% der Veränderungsprozesse führen nicht zu den gewünschten Ergebnissen. Die Umsetzung deiner Empfehlungen wird also nicht einfach 'mal so' realisierbar sein. Glücklicherweise gibt es methodische Ansätze, um den Implementierungsprozess strukturiert anzugehen. Dies erhöht die Erfolgsaussichten erheblich. Überlege anschließend, wie die Umsetzung deiner Veränderungen in der Praxis nachhaltig gesichert werden kann.

► Planmäßige und methodische Implementierung

Implementierungsprozesse erfordern einen planmäßigen und methodischen Ansatz, eine klare Vision, einen guten Plan und ausreichende Ressourcen. Auch müssen die Beteiligten dahinter stehen. Suche einen erfahrenen Projektleiter:in, der weiß, wie er etwas Neues einführen und umsetzen kann.

→ Prozessorientierte Veränderung: zum Beispiel anhand des Deming-Zyklus (Plan, Do, Check, Act).
→ Es gibt viele Handbücher zum Thema Projektarbeit und Implementierungsprozesse.

Siehe: Donachie et al., 2022, 99-117

  • Brunsveld-Reinders, A., Snaterse, M., & Van Dalen, H. (2023). Hoe schrijf je een CAT?: Handvatten voor het maken van een CAT. Cordiaal, 2023(3), 85-89.
  • Dobber, J., Harmsen, J., & Van Iersel, M. (2021). Klinisch redeneren en evidence-based practice: Weloverwogen besluitvorming door verpleegkundigen (2e herziene editie). Bohn Stafleu van Loghum. (auch digital für Zuyd)
  • Donachie, K., Michielsen, L., & Peters, M. (2022). Hoe maak ik een CAT: Handleiding voor de verpleegkunde. Bohn Stafleu van Loghum. (auch digital für Zuyd)
  • Stegeman, I., & Koningsveld-Kortekaas, M. (2017). EBP praktisch. Bohn Stafleu van Loghum. (auch digital für Zuyd)

Trainingen über evidenzbasierte Praxis in der Ergotherapie

Weitere Informationen werden so bald wie möglich folgen.

Evidenzbasierte Praxiszeitschriften und Fachzeitschriften in der Sammlung

TvZ | Verpleegkunde in praktijk en wetenschap

Die Fachzeitschrift TvZ beleuchtet sowohl die Pflegepraxis als auch die Wissenschaft. Die fundierten und wissenschaftlichen Artikel decken Forschung, Meinung, Politik und Management ab. Die TvZ enthält auch hochwertige Artikel zur evidenzbasierten Praxis.

Die Zeitschrift ist physisch in der Sammlung der Zuyd-Bibliothek vorhanden.
Klicken Sie HIER um das Magazin in digitaler Form zu lesen.

Nederlands Tijdschrift voor Evidence Based Practice

Das Nederlands Tijdschrift voor Evidence Based Practice schlägt eine Brücke zwischen Wissenschaft und der täglichen Pflegepraxis. Jede Ausgabe hat ein spezielles Thema und enthält Fallstudien, klinische Lektionen und Beispiele für die Anwendung wissenschaftlicher Forschung in der Praxis. Die Zeitschrift wurde mit Wirkung von 2018 in die Zeitschrift TVZ | Verpleegkundige praktijk en wetenschap. Online können Sie frühere Jahrgänge und Ausgaben der Zeitschrift (von 2004 bis 2017) durchsuchen.

AGREE-Instrument

AGREE ist die Abkürzung für Appraisal of Guidelines Research & Evaluation. Das AGREE-Instrument wurde entwickelt, um die Qualität von Leitlinien zu fördern.

Beispiele für evidenzbasierte Praxis in der Ergotherapie

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Auf der Website der American Occupational Therapy Association finden Sie mehrere grundlegende Informationen für die Praxis, darunter die evidence-based practice & knowledge translation. Die Ressourcen, die benötigt werden, um Klient:innen die fundierte Pflege zukommen zu lassen, die sie verdienen. Übersetzen Sie die neuesten Forschungsergebnisse, wenden Sie sie in der Praxis an und setzen Sie sich für eine evidenzbasierte Ergotherapie ein.

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